Die gegenwärtige Wirtschaftsweise ist nicht nachhaltig. Ihre sozial-ökologischen Folgen untergraben die Reproduktionsfähigkeit von Gesellschaft und „Natur“. Sie bringt Ungleichheitslagen zwischen jetzt lebenden Menschen ebenso systemisch hervor wie zwischen heutigen und zukünftigen Generationen. Eine nachhaltige, vorsorgende Wirtschaftsweise wird andere Handlungsprinzipien etablieren müssen:
- Statt auf abstrakte Wertschöpfung und kontinuierliches Wertewachstum zielt Vorsorgendes Wirtschaften auf das „gute Leben“ sowie auf die Herstellung und Gestaltung dessen, was dafür notwendig ist. Dieses Handlungsprinzip verweist auf eine Gesellschaft, die es versteht, demokratisch auszuhandeln, was für ein „gutes Leben“ aller gebraucht wird, und die es versteht, den Zugang zu materiellen, zeitlichen und räumlichen Ressourcen gerecht zu verteilen. Für eine in dieser Weise vorsorgend wirtschaftende Gesellschaft sind Märkte kein Selbstzweck. Sie werden vielmehr in ihrer koordinierenden Funktion genutzt, um die Reproduktionsfähigkeit von Natur und sozialer Lebenswelt global und über die Zeit zu sichern.
- Statt an Konkurrenz orientieren sich die Wirtschaftssubjekte in der vorsorgend wirtschaftenden Gesellschaft am Prinzip der Kooperation. Die Herstellung von Gütern und Dienstleistungen – in und jenseits von Märkten – bedarf grundsätzlich der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen erwerblich und nicht erwerblich arbeitenden Akteuren in der Gegenwart. „Kooperation“ bezieht sich somit auf „Arbeit“ und auf menschliche Akteure. Dabei gilt es jedoch, die Beteiligung nichtmenschlicher Wesen – in ihren jeweils besonderen räumlichen und zeitlichen Kontexten – an den (Re)Produktionsprozessen bewusst in den Blick zu nehmen. „Kooperation“ meint daher immer auch die Vermittlung von Arbeits- und Naturproduktivität. Weil vorsorgendes Wirtschaften auf den Erhalt der Lebensbedingungen zukünftiger Generationen zielt, sprechen wir von „vorsorgend-verantwortlicher Kooperation“.
- Statt an Nachsorge und an Externalisierung unerwünschter Folgen wirtschaftlichen Handels orientiert sich eine nachhaltig wirtschaftende Gesellschaft somit am Prinzip der Vorsorge. Über die Sorge für sich und andere, jetzt lebende Menschen hinaus gilt es, für und im Interesse künftiger Menschengenerationen sozial-ökologische Produkte so herzustellen, dass künftige Wirtschaftsprozesse ermöglicht oder sogar verbessert werden können. Vorsorge richtet sich somit auf die „zukünftige Gegenwart“ anderer Menschen.